Mein heutiger Wandertipp in der Hersbrucker Schweiz führt mich vom Happurger Stausee auf die Houbirg, den hohlen Fels und einmal um den See. Bei dieser Wanderung kommt für mich ein bisschen italienisches Feeling auf.
Warum? Zum einem führt diese Wanderung um den Happurger Stausee, einem beliebten Ausflugsziel im Nürnberger Land und zum anderen auf die geschichtsträchtige Houbirg. Für mich ist dieses Felsmassiv in der Hersbrucker Schweiz ein Berg mit 2 Gesichtern.
Die schöne und liebliche Seite des Berges, bietet ein tolles Panorama auf den See, dass karstige Gestein und die mediterrane Vegetation im steinernen Gässl und die dortige Aussicht, erinnert ein bisschen an das Trentino.
Die andere hässliche Seite des Berges, ruht in seiner Vergangenheit und in seinem Untergrund, aber dafür kann der Berg ja nichts. Auch dieses erinnert mich an das Trentino (Monte Pasubio, Strada delle Galerie), an denen unzählige Menschen ihr Leben ließen.
Aber jetzt nehme ich euch mit, zu dieser wunderschönen, abwechslungsreichen und geschichtsträchtigen Wanderung im Herzen der fränkischen Alb.
Anfahrt zum Happurger Stausee / Förrenbach
Den Happurger Stausee in der Hersbrucker Schweiz erreiche ich mit dem Auto über die B14 und folge der Beschilderung "Happurger Stausee, Förrenbach".
Am Ortseingang von Förrenbach befindet sich ein kostenpflichtiger Wanderparkplatz, an dem ich mein Auto abstelle.
Ich sehe mir nochmal die Wanderkarte an und überlege mir in welcher Richtung ich die Wanderung auf den hohlen Fels und zur Houbirg beginnen soll, zuerst um den Stausee herum auf dem Rundweg oder lieber gleich direkt hoch zur Houbirg und dem hohlen Fels.
Der Weg entlang des Ufers nach Happurg und dann später hoch zur Houbirg ist nicht so steil, wie der direkte und steigt eher leicht an. Mir ist der direkte und etwas steilere Weg lieber, außerdem kann ich an dem Ende der Wanderung im Café Seeterassen noch einkehren und die Aussicht auf den See genießen.
Los geht es auf dem asphaltierten Weg in Richtung Stausee und ich komme nach ein paar Metern an einem Baum vorbei, in dessen Ästen sich ein Drache verfangen hatte, ein Überbleibsel aus dem letzten Herbst.
In nur 30 Minuten hinauf zum hohlen Fels
Nach ein paar hundert Metern weiter gelange ich zu der Wandermarkierung "grün Punkt" und biege rechts in den Weg ein, der mich entlang eines Rinnsals und der Kneipp Anlage hinauf zur Houbirg führt.
Ein Stückchen weiter oben blühen bereits im März, die für Menschen giftigen Leberblümchen, für die Zitronenfalter ein willkommenes Frühstück.
Vor dem märchenhaften Wochenendhäuschen rechterhand, breiten sich diese wie ein lila Teppich auf dem Waldboden aus.
Der Wanderweg wird nun steiler und felsiger. Ich komme, auch wegen der warmen Frühlingssonne, ganz schön in's schwitzen und das nach nicht einmal 15 Minuten. Der Weg folgt jetzt einer Rinne mit moosbedeckten Felsen und wird zum Glück nun wieder flacher.
An der nächsten Möglichkeit halte ich mich links in Richtung "hohler Fels", "Ringwall" und "Happurg". Die moosbedeckten Felsen auf der Houbirg sehen aus, als ob Riesen hier oben mal Schussern gespielt haben.
Der jetzt flache Wanderweg wird im Frühling gesäumt von den Buschwindröschen, die jetzt noch genügend Licht im Buchenwald bekommen. Weiter vorne lichtet sich der noch blätterlose Laubwald, es kann also nicht mehr lange dauern bis ich den hohlen Felsen erreicht habe.
An der nächsten Weggabelung halte ich mich rechts und habe nur noch wenige Meter bis zum Aussichtspunkt. Ich bin schon ganz gespannt darauf wie die Aussicht von hier oben auf den Happurger Stausee ist.
Aussichtspunkt - hohler Fels
Ich erreiche nach nicht einmal 20 Minuten den Aussichtspunkt hohler Fels auf der Houbirg. Vor mir steht eine alte Kiefer auf dem Karstgestein und thront über dem See.
Ich setze mich und lasse die Szenerie über dem Happurger Stausee auf mich wirken. Wie klein doch die Autos und Gebäude von hier oben aus wirken. Irgendwie kommt mir jetzt das Trentino in den Sinn: Karstgestein, See, Kiefer, blühende Blumen auf den Felsen und die warme Morgensonne, ich fühl mich wie im Urlaub.
Das scheint dann wohl auch der Grund zu sein, wieso man hier oben nicht nur Tagesausflügler und Einheimische trifft, sondern auch Urlauber.
Genug geträumt vom Urlaub und Italien, weiter geht es über die steinernen Stufen hinab zum hohlen Fels und der Höhle.
Zwei große Bögen befinden sich hier im Fels und geben mir den Blick frei auf den gegenüberliegenden Deckersberg und den See.
Die Höhle gleich neben an, wurde in der mittleren Altsteinzeit (seit ca. 6000 v. Chr.) als Jagdstation genutzt, dies belegen Funde von Resten des Höhlenbärs, Höhlenhyänen und anderem eiszeitlichem Getier.
Im übrigen sind die Felsen am Südabbruch der Houbirg bei Sportkletterern sehr beliebt.
Bergab zum "Steinernes Gäßl"
Ich könnte mich stundenlang hier oben aufhalten, es wird nun aber Zeit sich auf den Weg zu machen, weit bin ich mit meiner Wanderung ja noch nicht wirklich gekommen.
Ich folge links der Wandermarkierung "grün weiß Strich" hinunter in Richtung Happurg. An der nächsten Gabelung halte ich mich wieder links und folge dem schmalen Pfad, der mit rot markierten Grenzsteinen durchsetzt ist, hinunter bis zur Abzweigung "steinernes Gäßl".
Achtung, bergab ist dieses kleine Schild nicht erkennbar, nur der Trampelpfad ist von oben gut erkennbar. Hier halte ich mich wieder links und wandere quer zum Hang.
Gleich zu Beginn des Pfades springt mich eine Warnung an, den Weg keinesfalls zu verlassen, aber dazu später mehr.
Ich folge den Anweisungen und verlasse den Pfad nicht. Links und rechts des Pfades befinden sich rot angesprühte Pflöcke im Waldboden, mit seltsamen Buchstaben / Zahlenkombinationen.
Was es damit auf sich hat, blieb mir bisher verborgen.
Sind es Markierungen der Waldbesitzer oder gesetzte Marken von Naturschützern? Ich weiß es nicht.
Währenddessen habe ich ein Eichhörnchen aufgeschreckt, dass flugs die Flucht in die Baumkronen ergreift.
Der Pfad führt jetzt unter umgestürzten Bäumen weiter bis zu einer mit Drahtseilen gesicherten Stelle.
Hier bricht der Fels ab und eine deutliche Mulde ist im Waldboden erkennbar.
Das Bild dieses Felsens regt wiederum meine Phantasie an. Seht ihr nicht auch das Gesicht im Gestein?
Es sieht aus wie ein erstickter Schrei nach Hilfe - ein Zeichen des Berges aus seiner schrecklichen Vergangenheit? Ein mulmiges Gefühl steigt in mir auf.
Der Pfad führt mich jetzt aus dem Laubwald heraus und nach einer kleinen Kuppe ändert sich die Vegetation und Landschaft abrupt. Vorbei ist es mit den Laubbäumen und Moosen an den den Felsen.
Hier unterhalb des hohlen Fels ist die Landschaft karg und felsig. Der Weg ist aus grobem Kalkgestein und alles in allem erinnert es doch sehr an alpine südländische Landschaften (Trentino).
Ich erreiche eine Bank die einsam und verlassen in der Landschaft steht. Ich setze mich, genieße die warmen Sonnenstrahlen und fange an zu grübeln.
Was hat es mit den Warnschildern, den Pflöcken und der Mulde im Boden wohl auf sich?
Die Antwort auf meine Frage liefert mir womöglich der Weg Nr. 3, namentlich auch Stollenweg genannt.
Die schreckliche Geschichte der Houbirg
Weiter wandere ich dem "grün Punkt" folgend aus der karstigen Landschaft heraus und gelange wieder in den Laubwald.
Der Weg führt nun rechts bergab, verläuft anschließend wieder quer zum Hang und ich gelange auf einmal zu einer breiten unübersehbaren Absperrung.
Hier weiter zu gehen ist nicht ratsam und sogar verboten, es herrscht Lebensgefahr durch Bergrutsch und Steinschlag.
Das ist nun die häßliche Seite des Bergmassivs, die ich hier ganz kurz nur erläutere.
In den Jahren 1944/1945 wurde befohlen, in den Gebirgsstock eine riesige unterirdische Rüstungsfabrik für Flugzeugmotoren zu errichten.
Für den Bau wurden tausende KZ-Häftlinge eingesetzt, die unter unmenschlichen Bedingungen das Doggerwerk, ein weitverzweigtes unterirdisches Stollensystem im inneren der Houbirg, errichten sollten.
Die Stollen mussten zur Verfestigung mit Beton ausgeschalt werden. Zur Fertigstellung kam es 1945 nicht mehr und in den Nachkriegsjahren wurden alle Stolleneingänge verschlossen und zubetoniert.
Jetzt haben wir das Dilemma, ein Großteil der unterirdischen Anlage ist akut einsturzgefährdet & muß teuer saniert werden, um das Einstürzen der Stollen und Hangrutsche zu vermeiden.
An dem Haupteingang des Stollen F befinden sich Hinweistafeln mit Informationen zum unterirdischem Stollensystem, diese sind über diese Wanderbeschreibung aber nicht erreichbar.
Auch ranken sich vielerlei Geschichten und Mythen um die Doggerstollen, da ein offensiver Umgang mit der Thematik in der Öffentlichkeit in den Nachkriegsjahren nicht stattfand.
Wo Unklarheit und Halbwissen sein Unwesen treibt, gibt es Nährstoff für allerhand abstruse und abenteuerliche Geschichten rund um das Doggerwerk bei Happurg.
Das Kraftwerk und der Uferweg am Stausee
Alleine mit meinen Gedanken an das Doggerwerk und deren Opfern laufe ich weiter bergab bis nach Happurg. In Happurg angekommen folge ich jetzt weiter dem Weg Nr. 4 (blau Kreuz) und dieser führt mich über ein Wehr zum stillgelegten Kraftwerk am Happurger Stausee.
Vor der Werkseinfahrt ist eine ausgediente Schaufelturbine als Anschauungsobjekt ausgestellt.
Auf dem breiten Uferweg am See entlang, treffe ich hier auf die ersten Familien, die mit ihren Kinderwagen einen Spaziergang um den See unternehmen.
Nach ein paar hundert Metern am See entlang gelange ich jetzt zum Cafe Seeterassen und setze mich auf die sonnige Terrasse.
Mit dem tollen Ausblick auf den See und die Houbirg bestelle ich mir mein wohlverdientes Weizen und genieße den herrlichen Frühlingstag.
Nach der Stärkung gehe ich rüber zum See und am Steg lasse ich meine Füße und die Seele baumeln. Die letzten Kilometer wandere ich am Uferweg entlang und schaue immer wieder hinüber auf den Berg mit den zwei Gesichtern.
Oben am Gipfel und im steinernen Gässl wunderschön, schon fast mediterran und zugleich ein Ort grausamer Geschichte.
Zum Abschluss dieser Wanderung kommt mir daher ein Zitat von Mahatma Ghandi in den Sinn:
Gutes kann niemals aus Lüge und Gewalt entstehen.
Dieses schöne Fleckchen Erde und der Berg sind mit Sicherheit nicht aus Lüge und Gewalt entstanden, sie waren bereits vorher da.
In diesem Sinne, Habe die Ehre bis demnächst euer FrankenLandler.
Kurzübersicht der Tour
Tourenkategorie: Familienwanderung, Wandern mit der Familie, Rundwanderung, Wanderung im Nürnberger Land
Region: Nürnberg, Hersbrucker Schweiz, Frankenalb, Nürnberger Land, Nürnberg
Ort: Happurg, Förrenbach
Gehzeit (Hin & Rück): ca. 2,5 - 3 Stunden
Höhendifferenz Ziel: 213 Hm
Weglänge Gesamt: 8,1 Km
Ausgangspunkt: kostenpflichtiger Wanderparkplatz am Ortseingang von Föhrenbach
Schwierigkeit: leicht - mittel, für Kinder, Familien und Senioren geeignet
Kinderwagen geeignet: die beschriebene Tour nein
Tipp für Wanderung mit Kinderwagen: 1 x rund um den Happurger Stausee über den Uferweg ca. 5 km
Einkehrmöglichkeit: Café Seeterassen direkt am Happurger Stausee, bitte vorher über die Öffnungszeiten auf der Webseite informieren.
Der Download und das Nachgehen der beschriebenen Wanderungen erfolgt auf eigene Gefahr. Alle GPX-Tracks der Region Franken zum Download findest unter Downloads.
Der FrankenLandler Newsletter
Du möchtest mehr Wandertipps erhalten? Abonniere jetzt den FrankenLandler-Newsletter. Du erhältst bei jeder neuen Wanderung automatisch eine E-Mail mit der Wanderbeschreibung. In der Wanderbeschreibung findest Du am Ende die kostenlosen Wanderkarte und dem dazugehörigen GPX-Track.