Die Geschichte vom sagenumwobenen Atlantis, das 9600 v. Chr. binnen eines Tages in Folge einer Naturkatastrophe untergegangen ist, kennt sicherlich jeder von euch.
Am nordhessischen Edersee hat es länger gedauert, bis die 3 Dörfer Asel, Berich und Bringhausen untergegangen sind.
Bedingt durch den Bau der Edertalsperre in den Jahren 1908 bis 1914 wurden die 3 Dörfer geflutet und die Bewohner, wurden gezwungen Ihre Dörfer aufzugeben.
Bei Niedrigwasser, aufgrund des trockenen Spätsommers 2020, tauchen die ehemaligen Dörfer wieder vom Grund des Edersee auf.
Ich nehme euch jetzt mit auf einen Spaziergang zu den Sehenswürdigkeiten am Edersee, die nur bei Niedrigwaser zu sehen sind, ansonsten liegen die Überreste der Bauwerke am Grunde des See.
Die Sperrmauer im Edertal - geschichtliches zur Entstehung
Zuerst möchte ich euch kurz etwas zur Entstehung der Talsperre erzählen.
Gebaut wurde die Talsperre in den Jahren 1904 bis 1918 um den Schifffahrtsbetrieb auf der Weser und dem Mittellandkanal sicher stellen zu können.
Die 48 Meter hohe Staumauer, staute den Fluß Eder zum flächenmäßig zweit- und volumenmäßig drittgrößten Stausee in Deutschland auf.
Für die damalige Zeit ein wahres Wunderwerk der Ingenieurskunst, das auch Kaiser Wilhelm II. mit einem Besuch würdigte.
Zur öffentlichen Einweihung des Bauwerks durch den Kaiser kam es aber, bedingt durch Ausbruch des 1. Weltkriegs, nicht mehr.
Im 2. Weltkrieg wurde die Staumauer durch einen Bombenangriff am 17. Mai 1943 stark beschädigt. In Folge der Detonation ergoss sich eine 6 bis 8 Meter Flutwelle in's Tal und schwemmte hunderte an Häusern und Fabriken mit sich.
Im selben Jahr wurde die stark beschädigte Staumauer durch Zwangsarbeiter wieder aufgebaut.
Nach Ende des 2. Weltkrieges entwickelte sich zusehends der Tourismus in der Region und ist heute ein Naherholungsgebiet, dass zahlreiche Urlaubs- und Freizeitmöglichkeiten bietet.
Bei Niedrigwasser tauchen Sehenswürdigkeiten vom Grunde des See auf, die es zu erleben gilt.
Die Gräber von Berich tauchen wieder auf
Am Nordufer, bei der Segelschule Edersee, liegen die Gräber des ehemaligen Dorfes Berich.
Das Dorf lag auf einer kleinen Anhöhe über der Eder, etwas südwestlich vom Schloss Waldeck, dass auf einer Anhöhe thront.
Schon bald war klar, dass bei einer Flutung des Stausees, der Ort und auch der Friedhof 13 Meter unter der Wasseroberfläche liegen würde.
Die Gräber wurden nicht umgesiedelt, sondern mit Beton versiegelt um sie vor dem Wasser zu schützen.
Jetzt wo der Pegel des Sees soweit abgesunken ist, wie Ende September 2020, blickt man von den Gräbern, die eigentlich unter Wasser liegen, nach unten zu den Booten.
Die Ruinen von Berich tauchen wieder auf
Ein paar hundert Meter weiter findet ihr einen großen Parkplatz an der Ederseerandstraße.
Am Einstieg der Edersee Tauchzone 1 / Berich findet ihr ein Denkmal, dass an die Geschichte der Anwohner und des Dorfes erinnert. Bei Niedrigwasser, verwandelt sich der Einstieg zur Tauchzone in einen belebten Fussweg. Ihr folgt einfach dem ausgetretenen Trampelpfad zu den Ruinen.
Schon ein komisches Gefühl, beim Blick auf die Landkarte des Smartphones wenn du feststellst, ich bin ja mitten im See.
Nach ein paar hundert Metern gelangt ihr an die Überreste der Gebäude in den bis 1905 noch 26 Familien mit 134 Einwohnern lebten.
Wo normalerweise sich Taucher und Fische zwischen den Ruinen tummeln, wandeln jetzt Familien durch die Überreste und überall sieht man in verblüffte Augen.
Manch andere sitzen auf den Steinen und sehen sich verwundert um.
Die Aseler Brücke - ein Brücke am Grunde des Sees
Der nächste interessante Punkt des Edersee-Atlantis ist die Aseler Brücke.
Ihr fahrt die Ederseerandstraße weiter bis zum dem Örtchen Nieder-Werbe und biegt dort nach links ab in Richtung Vöhl.
In Vöhl biegt ihr wieder nach links ab in die Aseler Straße. Nach einiger Zeit findet ihr rechts einen kleinen Parkplatz, an dem sich der Einstieg zum Weg hinunter zur Aseler Brücke befindet.
Gebaut wurde die 4 bogige Brücke in den Jahren 1887 bis 1898 und sie war die Verbindung zwischen Asel und dem Gutshof an den Südhängen des Edertals.
Die massive Steinbrücke war damals lange ersehnt, da die Frühjahrshochwasser der Eder regelmäßig die Holzbrücken zerstörten.
Beim Bau und der Fertigstellung war nicht abzusehen, dass es wenige Jahre später eine Talsperre in 7,5 Kilometern Luftlinie geben würde.
Bei normalem Wasserstand liegt diese Brücke gut 20 Meter unter dem Wasserspiegel. Im September 2020 läuft lediglich ein kleines Rinnsal namens Eder unter der Brücke hindurch.
An den Rändern des Sees liegen die kleinen Fischerboote und der Treetbootverleih ist immer weiter gen Wasser mitgewandert, bis letztendlich der Betrieb eingestellt werden musste.
Ein Anwohner erzählte mir, dass im Mai 2020 der Edersee hier noch voll war.
Ich kann mir sehr schwer vorstellen wieviel Wassermassen hier im Laufe des Sommers 2020 abgelassen wurde.
Habe die Ehre bis zum nächsten Ausflugtipp, euer FrankenLandler.
Wo ist das Edersee Atlantis?
- Edertalsperre
Parkplatz Edertalsperre
Zur Sperrmauer 1, 34549 Edertal
- Gräber von Berich
Segelschule Edersee
Ederseerandstraße 10, 34513 Waldeck
- Berich das untergegangen Dorf
Edersee Tauchzone 1 / Berich -
Einstieg Denkmal
Ederseerandstraße, 34513 Waldeck
- Brücke Asel
Fähranleger Asel Süd, K32, 34516 Vöhl
oder
Asel-Süd 1, 34516 Vöhl