Mein Ziel heute ist der Pretzfelder Kirschenweg den ich euch vorstelle.
Dieser Rundwanderweg ist von Mitte bis Ende April ein schneeweißer Blütentraum, so habe ich es mir jedenfalls vorgestellt.
Der Rundweg ist aber sehr viel mehr als nur eine Wanderung unter Kirschbäumen, das verspreche ich euch.
Der Rundweg bietet an Schautafeln viele Informationen über die landschaftlichen Gegebenheiten der Fränkischen Schweiz und Einkehrmöglichkeiten gibt es mehr als genug auf diesem Weg.
Kommt mit zu einer Wanderung von 11 Kilometern durch die blühenden Kirschgärten in der fränkischen Schweiz und zu weiteren unerwarteten Überraschungen.
Ausgangspunkt: Parkplatz Kirschgartenwanderung - Pretzfeld
Ausgangspunkt der Wanderung:
Parkplatz Kirschgartenwanderung, St2260, 91362 Pretzfeld
Rechts am Ortsausgang nach Pretzfeld auf dem Weg nach Ebermannstadt, nahe dem Biergarten Pretzfelder Keller befindet sich dieser Parkplatz.
Es ist Sonntagmorgen 7:00 Uhr. Alleine stehe ich am Wanderparkplatz oberhalb von Pretzfeld.
Es ist kalt, sehr kalt sogar für Mitte April, das Thermometer im Auto zeigt 0 Grad und der Nordostwind weht kräftig. Eine Temperatur die Kirschblüten und Bienen wenig mögen.
Auf meiner Karte orientiere ich mich und bin überrascht, dass ich den Berg hoch in den Wald hinein wandern soll, obwohl vor mir doch bereits die ersten Kirschbäume stehen. Im Wald gibt es bestimmt keine Kirschbäume denke ich mir.
Aber gut, wird sich bestimmt jemand was bei gedacht haben, der den Wanderweg entworfen hat.
Biergarten - Pretzfelder Keller
Ich gehe also den Weg bergauf in den Wald und erreiche nach kurzer Zeit den Pretzfelder Keller.
Super Einkehrmöglichkeit, aber nicht um diese Uhrzeit. Einsam und verlassen liegt der Keller da, wie im Winterschlaf.
Der Weg steigt weiter an, entlang der Keller in denen früher das Bier gelagert wurde. Diese Keller sind typisch für die fränkische Schweiz, da ganzjährig eine konstante Temperatur im Inneren vorherrscht.
Plötzlich kreuzen Rehe meinen Weg, der Wind steht günstig, noch haben Sie mich nicht bemerkt. Langsam greife ich nach der Kamera aber zu spät, eine kleine Bewegung reichte aus und sie flüchten in den Wald.
Kurze Zeit später gelange ich zu dem Gedenkstein des "Waldbauerndoktors" Valentin Fröhlich.
Der Judenfriedhof - Ort zum Innehalten
Der Weg führt mich zu einer mannshohen Mauer mitten im Wald.
Wie kommt sie hier her und was wird sich wohl dahinter befinden?
Ein paar Meter weiter lichtet sich das Geheimnis - es ist der Judenfriedhof.
Schon im Jahr 1326/1327 boten die adeligen Geschlechter den Juden gegen Bezahlung Schutz. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch die Jahrhunderte.
Die heutige Anordnung der Grabsteine entspricht nicht mehr der ursprünglichen Anordnung. Der Friedhof wurde 1928 geschändet und später wurden die Bruchstücke von der amerikanischen Übergangsregierung als Baumaterial verkauft.
Erst viele Jahre später wurden die Bruchstücke an Ihren ursprünglichen Ort zurück gebracht. Heute befinden sich dort 216 Grabsteine.
Es ist ein Ort zum Innehalten und Nachdenken.
Mystisches warmes Licht erstrahlt den Wald
Ich folge dem Weg weiter und die Morgensonne taucht den Mischwald in ein goldgelbes mystisches Licht.
Die Buschwindröschen und Frühlings-Platterbsen wiegen sich im Wind.
Der Wind pfeift weiterhin über die Baumspitzen, die Baumstämme ächzen.
Es ist eine eigenartige Stimmung früh morgens hier, zum einem lieblich, schon fast kitschig durch's Licht und zum anderem unheimlich, durch das Ächzen der Bäume.
Ich erreiche eine Lichtung und eine Kirschplantage liegt im Dunst vor mir.
In mehreren Windungen führt der Pretzfelder Kirschenweg jetzt zur Ruine Dietrichstein.
Die Ruine Dietrichstein - Aussichten in die Fränkische Schweiz
Langsam erscheinen rechterhand steinerne Mauern über einer Mulde im Waldboden.
Es sind die steinernen Überreste der Ruine Dietrichstein. Sie ist eine der ältesten Burganlagen in der Pretzfelder Umgebung.
Erste Funde gehen bis in's 11. Jahrhundert zurück. Ob die Burganlage zerstört wurde oder in sich verfallen ist, lässt sich heute nicht mehr belegen.
Jedenfalls wurde der Baumbestand reduziert und es ergeben sich schöne Blicke in's Trubachtal, mit den Ortschaften Lützelsdorf und Hagenbach. Die weißen Kirschbäume sind wie Bänder im Tal aufgereiht.
Am Horizont noch erkennbar, das Walberla und rechts Reifenberg mit der Vexierkapelle.
Ich gehe weiter und der Wanderpfad führt mich in einem weitem Bogen auf die andere Seite einer Lichtung. Ruhig und idyllisch liegen die Obstbäume in der wärmenden Frühlingssonne.
Der Weg führt jetzt bergab und in einer Spitzkehre erreiche ich die andere Seite eines Tals.
Die Landschaft ändert sich jetzt schlagartig.
Sinterbecken am Weissenbach - ein Naturparadies
Auf einem schmalen und wurzeligen Trail wandere ich bergab. Es hat hier oben den Anschein als wenn es ein Trockental ist.
Ich habe mich getäuscht.
An einer kleinen Brücke überquere ich einen versiegten Bachlauf. Es ist gut zu erkennen, dass hier bis vor kurzem noch Wasser in's Tal floß. Urplötzlich führt der Bachlauf Wasser und plätschert munter in's Tal in Richtung Wannbach.
Das Wasser wird mehr und ich stehe auf einem Schlag oberhalb von Kalkstufen.
Das kalkhaltige Wasser des Weissenbach wird hier förmlich aus dem Berg gepresst und es entstanden über die Jahrtausende Sinterbecken, genau wie im Lillachtal mit den bekannten Sinterstufen.
Diese Sinterbecken bieten vielen bedrohten Tierarten den nötigen Lebensraum.
Es ist ein Naturschauspiel mit dem ich hier überhaupt nicht gerechnet habe.
Der Kirschenweg verläuft jetzt weiter bergab und ist an einigen Stellen tief ausgewaschen und eine gewisse Trittsicherheit zwischen den Kalksteinen erfordert meine ganze Konzentration.
Wo sind die Kirschblüten & Kirschbäume?
Der Weg wird flacher und ich erreiche einen asphaltierten Weg der mich hinunter in die Ortschaft Wannbach führt.
Hier am Waldrand ändert sich die Wanderung komplett, raus aus dem Wald und rein in die wärmende Frühlingssonne.
Die Blüten der Kirschbäume erscheinen im schneeweißen Gewand und verströmen und einen unwiderstehlichen süßen Duft.
Entlang der ersten Plantagen und weiteren Kellern erreiche ich den Ort Wannbach und überquere die Hauptstraße, nahe des Friedhofs.
Von Wannbach nach Hagenbach - auf einem schneeweißen Weg
Über eine weißen breiten frisch geschotterten Forstweg erreiche ich eine Brücke die über die Trubach führt.
Der weitere Wegverlauf wird bestimmt von Kirschgärten, in denen sich junge und uralte Kirschbäume abwechseln.
Die frühen Sorten stehen bereits in voller Blüte während andere Kirschbäume sich noch im Mausohrstadium befinden. Die Hauptblütezeit hat noch nicht eingesetzt, dies dauert noch ein paar Tage, bis es soweit ist.
An einer Bank setze ich mich unter einen Kirschbaum und höre nichts. Wo sind die Bienen, die hier zu abertausenden die Kirschbäume bestäuben? Den Bienen ist es jetzt noch zu kalt, mehr wie 5 Grad hat es jetzt noch nicht.
Ich gehe weiter in Richtung Hagenbach und treffe jetzt den ersten Menschen auf meiner Wanderung.
Es ist ein Angler der gerade seine Angel in die Trubach auswirft.
Gegenüber stehen in einem Kirschgarten uralte Kirschbäume die in Vollblüte stehen.
Der Wind weht einen unwiderstehlichen süßen Duft in meine Nase. Es ist wie wenn jemand einen Zuckerwasser unter die Nase hält.
Von Hagenbach nach Pretzfeld
Ich gelange in die Ortschaft Hagenbach und überquere die Hauptstraße und biege gleich wieder links ab.
Hinter hohen Mauern verbirgt sich das Schloss Hagenbach, dass seinen Ursprung im 12. Jahrhundert hat.
Gegenüber befindet sich ein schön geschmückter kleiner Osterbrunnen.
Der weitere Wegverlauf ist dominiert von, wie sollte es auch anders sein, Kirschbäumen und Obstplantagen. Immer wieder fällt der Blick am Horizont auf die Vexierkapelle von Reifenberg, während sich langsam eine weitere Kirche in's Blickfeld schiebt, die Pfarrkirche St. Kilian in Pretzfeld.
Der Ort Pretzfeld in der fränkischen Schweiz
An einem großen Kinderspielplatz halte ich mich jetzt rechts und wandere auf einem Wiesenweg hinein nach Pretzfeld.
Vorbei am Rathaus dominiert der Blick auf die mächtige Pfarrkirche.
Jetzt ist es vorbei mit der Ruhe, viele Kirchgänger sind unterwegs auf dem Weg zur Kirche. Am Sonntag wird hier zur Kirche gegangen ob jung oder alt.
Vor der Kirche bleibe ich stehen und bestaune den mächtigen Kirchturm.
Zu verdanken hat diese prächtige Kirche aus dem Rokoko Pfusch am Bau. Während der Kirchturm um ein Stockwerk erhöht werden sollte, brach dieser in sich zusammen und zerstörte das Kirchenschiff.
Die Kirche wurde neu errichtet und der Prozess um den damaligen Bauleiter dauerte 20 Jahre und endete mit einem Vergleich.
Endspurt zum Parkplatz am Pretzfelder Keller
Entlang der Straße in Richtung Ebermannstadt führt mich jetzt der Kirschenweg weiter zu seinem letzten Kirschgarten am Ortsausgang von Pretzfeld.
In einer U-Form wandere ich ich diesen ab und gelange oben auf einem Hügel zu einer kleinen Kapelle die in den Kirschgärten steht. Von hier sind es noch ein paar Meter zum Parkplatz.
Ich werfe einen letzten Blick auf die Kirschgärten und Pretzfeld und resümiere.
Fazit:
Wenn du rein an einer Wanderung unter Kirschblüten interessiert bist, dann bist du auf diesem Wanderweg definitiv falsch, dann würde ich dir den Kirschblütenweg in Kalchreuth empfehlen.
Der Kirschenweg hier in Pretzfeld ist weit mehr und bietet dir vielfältige geschichtliche, ökologische und idyllische Eindrücke der Fränkischen Schweiz.
Also worauf wartet Ihr noch?
Jetzt verabschiede ich mich und wünsche euch tolle Erlebnisse beim nachwandern. Bis zum nächsten Wandertipp, habe die Ehre euer FrankenLandler.
Der Download und das Nachgehen der beschriebenen Wanderungen erfolgt auf eigene Gefahr. Alle GPX-Tracks der Region Franken zum Download findest unter Downloads.
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